Der Weihnachtskaktus

eine Weihnachtsgeschichte
von
Susanne Dieudonné

In der Nacht, in der Jesus geboren wurde, hörte auch Natanael von dem Wunder, das geschehen war. Er sah den Stern, der über dem Stall stand, er sah die Menschen, die zu dem Kind liefen und er hörte die Stimmen, die Gott lobten: „Seht, das ist der Sohn Gottes, der Messias, unser König. Kommt alle mit, das Kindlein zu sehen!“ – Natanael brannte vor Ungeduld.
Auch er wollte das Kind sehen, sich an ihm freuen und, ja, er wollte ihm etwas mitbringen. Aber was? Natanael war das Kind armer Leute, es gab nichts, was er hätte verschenken können. Er setzte sich traurig auf die Erde und fing bitterlich an zu weinen.
Als er wieder aufblickte, sah er am Weg eine Blume. Natanael hatte solche Blumen schon gesehen. Sie wirkten armselig, diese Kakteen, aber sie waren wichtig für die Menschen in der Gegend, in der Natanael lebte. Wo Kakteen wuchsen, da gab es auch Wasser, da gab es Leben, Liebe, Leid und Freude. So etwas Wichtiges mußte ein Kind, das König werden sollte einfach haben!
Natanael war voller Freude, weil er nun doch noch etwas gefunden hatte, was er dem Kind schenken konnte. Vorsichtig grub er die Pflanze aus und trug sie behutsam zum Stall. Als das Kind in der Krippe den zarten Kaktus mit seinen kleinen Händen berührte, sah Natanael, wie eine wunderschöne Blüte aus der unscheinbaren Blume wuchs und ihm war, als würde eine Stimme ihm zuflüstern:

„Wenn du etwas mit Freude tust, wirst du immer eine Blüte hervorbringen!“


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